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Anuga-Appell an Agrarminister: Wirtschaft braucht gute Gentechnik-Regeln!

- Die Lebensmittelwirtschaft braucht weiterhin gute und zuverlässige Regeln für Kennzeichnung und Koexistenz für Neue Gentechnik (NGT). Diese Botschaft richtete die Branche auf der Lebensmittelmesse Anuga in Köln auch direkt an Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU).

Eric Gall, Alexander Hissting, Heike Moldenhauer und Fritz Konz bei der Anuga 2025

Beim 90-minütigen Panel „New rules for new GMOs: What is in store for the organic and conventional Non-GMO sector?“ am Eröffnungstag der Messe tauschten sich Eric Gall vom europäischen Bio-Dachverband IFOAM Organics Europe, Fritz Konz vom Einzelhändler Tegut und Alexander Hissting vom Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) über die anstehenden Herausforderungen aus, die die geplante EU-Deregulierung bei NGT insbesondere für Bio und „Ohne Gentechnik“ bedeutet. Heike Moldenhauer vom europäischen „Ohne Gentechnik“-Verband European Non-GMO Industry Association (ENGA) moderierte die Podiumsrunde.

Transparenz muss erhalten bleiben

Die Transparenz für Verbraucher:innen muss erhalten bleiben, darin stimmten alle Teilnehmer:innen überein. Das gehe aber nur, wenn alle Arten von Gentechnik, also auch NGT, wie bisher im Verkaufsregal erkennbar blieben. Diese Botschaft richteten sie auch direkt an Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer, der direkt im Anschluss auf der „Organic Stage“ der Anuga sprach. Es sei sehr fraglich, ob es künftige eine Gentechnik-Kennzeichnungspflicht bis zum Endprodukt auch für NGT geben werde, sagte Rainer am Rande seines Auftritts auf Nachfrage.


Umfassende Gentechnik-Kennzeichnung darf nicht „fraglich“ sein

„Eine umfassende Gentechnik-Kennzeichnung darf aber nicht ,fraglich‘ sein, sie steht für Verbraucher:inen und Wirtschaft vollkommen außer Frage! Das ist das Minimum, für das Herr Rainer sich in Brüssel einsetzen muss. Das fordern vier von fünf Deutschen laut Umfrage ausdrücklich von ihm persönlich“, so Alexander Hissting.

Es geht um viel mehr als Transparenz

„Für mich geht es hier um mehr als um Transparenz. Es geht auch um Werte unserer Gesellschaft, die grundsätzlich nicht verhandelbar sein sollten. Es geht um Wahlfreiheit. Bleiben Sie dabei und machen Sie das deutlich“, appellierte Fritz Konz an den Minister.

Stärke der europäischen Lebensmittelindustrie bewahren

Eric Gall forderte, das europäische Lebensmittelproduktionssystem zu bewahren, das sich etwa von dem der USA unterscheide: „Wir haben hier ein vielfältiges Lebensmittelsystem. Der Mehrwert europäischer Lebensmittel liegt vor allem in der Qualität, ihrem Image und ihrem guten Ruf begründet. Dazu gehört, dass europäische Verbraucher:innen und Produzenten Gentechnik entschieden ablehnen. Diese Stärke der europäischen Lebensmittelindustrie gilt es zu bewahren, und zwar mit Transparenz – und auch mit einem klaren Bekenntnis der Politik, Landwirte, Züchter und die Lebensmittelindustrie vor der privaten Aneignung genetischer Ressourcen durch Patente zu schützen.“

Schließlich zeigten die Panelisten anhand von Beispielen auf, wie Unternehmen Einfluss nehmen können, um politische Entscheider:innen in Berlin und Brüssel auf die große wirtschaftliche Bedeutung einer funktionierenden gentechnikfreien Lebensmittelwirtschaft hinzuweisen – und darauf, was zu deren Erhalt dringend geboten ist.

Die Neuregulierung für Gentechnik-Lebensmittel in der EU ist inzwischen in der heißen Phase. Mitte Oktober stehen die nächsten Trilog-Beratungen zwischen Europaparlament, EU-Kommission und Ministerrat in Brüssel an.

Breites Anuga-Fachpublikum sensibilisiert

„Wir freuen uns, dass wir auf der Anuga ein breites Fachpublikum aus allen Bereichen der Lebensmittelwirtschaft für dieses hochaktuelle politische Thema sensibilisieren können. Die gesamte Branche wird schließlich von den Folgen einer NGT-Deregulierung betroffen sein, es ist nur noch längst nicht allen bewusst“, resümierte Heike Moldenhauer.