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Behörde informierte offenbar amerikanischen Gentechnik-Hersteller über VLOG-„Kampagne“

- Das deutsche Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), das unter anderem für Gentechnik-Kontrollen in Lebens- und Futtermitteln zuständig ist, hat laut einem SPIEGEL-Bericht die US-Gentechnik-Saatgut-Firma Cibus im April über eine vermeintliche „neue Kampagne“ des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) informiert.

Foto: BVL

Dem Bericht zufolge stand das BVL jahrelang im Kontakt mit dem Hersteller des Cibus-Gentechnik-Rapses und wies ihn auch im September 2020 auf das neue Nachweisverfahren für diese Pflanze hin, das der VLOG gemeinsam mit anderen Organisationen vorgestellt hatte. Laut SPIEGEL fragte die deutsche Behörde dann die US-Firma, ob diese „einverstanden“ sei, eigene Untersuchungen dazu zu veröffentlichen.

BVL sollte jetzt Klarheit schaffen und ganze Kommunikation offenlegen

Der ungewöhnliche Vorgang wirft eine Reihe von Fragen auf: „Das BVL sollte jetzt Klarheit schaffen und die ganze Kommunikation mit Cibus offenlegen sowie deren Hintergrund, Intention und Informationsgrundlage erläutern. Der Bericht erweckt den Eindruck einer unguten Nähe zwischen Gentechnik-Firma und einer deutschen Behörde, die eigentlich für Verbraucherschutz und Gentechnik-Sicherheit zuständig ist. Mir fällt kein vernünftiger Grund ein, warum so eine Behörde eine Firma über eine angeblich bevorstehende ,Kampagne‘ eines deutschen Wirtschaftsverbandes informieren sollte“, so VLOG-Geschäftsführer Alexander Hissting. Ohnehin ist unklar, was das BVL damit eigentlich meinte und woher diese falschen Informationen stammten. Im April gab es keine besondere ‚Kampagne‘ des VLOG.

Paradox: BMEL-Behörde "warnt" Gentechnik-Hersteller vor BMEL-"Ohne GenTechnik"-Siegel

„Dass eine Behörde des Bundeslandwirtschaftsministeriums einen Gentechnik-Hersteller sozusagen ‚warnt‘ vor genau dem Verband, der im Auftrag desselben Ministeriums das ,Ohne GenTechnik‘-Siegel vergibt, ist schon mehr als paradox“, so Alexander Hissting. Das „Ohne GenTechnik“-Siegel wurde 2009 von Ilse Aigner (CSU), damalige Amtsvorgängerin der heutigen Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), ins Leben gerufen. Der VLOG wurde dann mit der praktischen Umsetzung der Siegel-Lizensierung beauftragt. Inhaber der Siegel-Rechte ist bis heute das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).

UPDATE 22.09.2021: BVL-Erklärungen lassen Fragen offen

Das BVL hat inzwischen mit einer Online-Veröffentlichung und einer direkten Antwort an den VLOG auf den SPIEGEL-Bericht reagiert. Es bleiben allerdings weiterhin Fragen offen, vor allem die zentrale: warum tauscht sich eine deutsche Behörde mit einem US-Gentechnik-Hersteller über vermeintliche "Kampagnen" des VLOG aus?

DER SPIEGEL: Verbraucherschutzbehörde informiert US-Biotechfirma über Gentechnik-Gegner