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Einheimische Eiweißpflanzen könnten Gentech-Importe verringern
Der bayerische Agrarminister Helmut Brunner (CSU) reist diese Woche zum Internationalen Soja-Symposium in Wien. Dessen Veranstalter befürworten den Anbau der proteinhaltigen Sojabohnen in der Donauregion. Der Freistaat Bayern sieht sich laut einer Pressemitteilung als Vorreiter bei der Ausarbeitung einer neuen Eiweißstrategie in Deutschland und der EU. Minister Brunner weist dabei auch auf die ablehnende Haltung der Verbraucherinnen und Verbraucher gegenüber der Gentechnik hin: „Wir müssen dem zunehmenden Wunsch nach gentechnikfreien Lebensmitteln nachkommen. Dabei ist es wichtig, Konsumenten und Landwirten die Wahlfreiheit zu ermöglichen.“
Im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern debattierten die Fraktionen Ende letzter Woche über die teilweise Substituierung der Gentech-Soja. Sowohl die Regierungsparteien CDU und SPD, als auch die LINKE hatten Anträge zur verstärkten Förderung des Eiweißpflanzenanbaus im Bundesland eingebracht. Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) bekräftigte die Notwendigkeit, den Import von Soja herunterzufahren: „Europa ist einer der größten Exporteure von tierischen Veredlungsprodukten. Es ist daher nicht akzeptabel, dass wir unsere Tierhaltung in einem derartig hohen Umfang auf den Eiweißpflanzenanbau in Übersee stützen.“ Die Fraktion der Grünen pochte auf die Verankerung der Gentechnikfreiheit beim Anbau hierzulande. Im Agrarausschuss wird das Thema weiter diskutiert.
Allerdings müssen sich die Ankündigungen der Bundesländer auch den momentanen Realitäten messen lassen. Eine wirkliche Unabhängigkeit von importiertem Soja dürfte demnach nur schwer erreichbar sein. So wurden im letzten Jahr laut Statistischem Bundesamt insgesamt fast 6,6 Millionen Tonnen Sojabohnen und Sojaschrot bzw. -ölkuchen nach Deutschland importiert. Der überwiegende Teil stammt aus Übersee, meist aus den USA, Brasilien oder Argentinien, wo der Anbau von Gentechnik-Soja die Regel ist. Zur Erzeugung dieser Menge an Soja ist eine Fläche von über 2 Millionen Hektar nötig. In Deutschland stand im Jahr 2011 eine Ackerfläche von 11 Millionen Hektar zur Verfügung. Demnach müssten hierzulande bei gleichem Ertragsniveau also fast auf einem Fünftel der landwirtschaftlichen Fläche Eiweißpflanzen wachsen. Zurzeit werden solche Pflanzen aber kaum angebaut.
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Statistisches Bundesamt: Spezielle Bodennutzung und Ernte
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