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Gentechnik-Leinsamen: Vermutlich 10.000 Kilogramm Saatgut verunreinigt

- In der Leinsamen-Ernte eines baden-württembergischen Bio-Landwirts fanden die Behörden bei einer Routinekontrolle den Gentechnik-Leinsamen FP 967/Triffid als Verunreinigung. Triffid führte bereits im Jahr 2009 EU-weit zu zahlreichen Rückrufen, war seitdem aber nicht mehr in Lebensmitteln gefunden worden.

Die Ermittlungen ergaben, dass die Verunreinigung vermutlich schon in einer Saatgut-Partie von insgesamt 10 Tonnen vorlag. Der Informationsdienst Gentechnik hatte diese Zahl genannt und sich dabei auf gut unterrichtete Kreise berufen. Aus diesen stammen auch die folgenden Angaben: Die 10.000 Kilogramm Leinsaat wurden in den Jahren 2012 bis 2017 in Tschechien hergestellt und dann 2018 verkauft: rund 6.000 Kilogramm an ein Unternehmen nach Deutschland und 4.000 Kilogramm an ein Unternehmen nach Irland. Das Saatgut war konventionell; der baden-württembergische Bio-Landwirt hatte für dessen Verwendung eine gültige Ausnahmegenehmigung. Die deutschen Behörden hatten den Verunreinigungsfall bereits am 26. November 2020 an die EU-Kommisison gemeldet.

Öffentlichkeit erst am 8. Dezember 2020 informiert

Die deutsche Öffentlichkeit wurde allerdings erst am 8. Dezember 2020 vom baden-württembergischen Landwirtschaftsministerium informiert. Es teilte mit, dass die Ernte von acht Tonnen sichergestellt und vernichtet worden sei. Lediglich ein Prozent davon sei bereits ausgeliefert und zu Backwaren verarbeitet worden. Eine Gesundheitsgefahr bestehe nicht. Auf konkrete Nachfragen teilte das Minsterium am 10. Dezember dem Informationsdienst Gentechnik mit: „Wir haben die vorliegenden Infos umgehend veröffentlicht und die offenen Punkte werden derzeit erhoben.“

Ausmaß der Aussaat noch unklar

Nach vier Wochen Ermittlungszeit gibt es vom baden-württembergischen Ministerium und vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit noch keine offiziellen Angaben darüber, wieviele Landwirte in welchen Bundesländern das verunreinigte Saatgut ausgebracht haben. Die 6.000 Kilogramm von einer deutschen Firma verkauften Samen reichen in etwa für 150 Hektar Anbau und eine Ernte von über 2.000 Tonnen. Das Saatgut könnte auf konventionelle und – mit Ausnahmegenehmigung – auch auf Bio-Äcker ausgebracht worden sein. Da ein Drittel der deutschen Leinsamenproduktion bio ist, sind wahrscheinlich noch weitere Bio-Landwirte und deren Kunden von dem Verunreinigungsfall betroffen.

Gentechnik-Leinsamen stammt aus den 1980er Jahren

Der Gentechnik-Leinsamen FP 967/Triffid wurde in den 1980-er Jahren entwickelt, war lediglich von 1996 bis 2001 in Kanada zugelassen, wurde aber kaum angebaut. Überraschend wiesen ihn baden-württembergische Behörden 2009 als Verunreinigung in kanadischem Leinsamen nach. Die weiteren Nachforschungen führten damals zu Rückrufen in 28 Ländern. Seither analysieren die baden-württembergischen Lebensmittelkontrolleure Stichproben von Leinsamen und wurden nun zum ersten Mal seit elf Jahren fündig. Saatgut blieb jedoch bundesweit ungeprüft. Die letzte Partie Leinsaat wurde 2014 in Schleswig-Holstein überprüft, zeigt die Saatgut-Statistik der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Gentechnik. Andere Länder sind da vorsichtiger. Wie das europäische Schnellwarnsystem für Lebens-und Futtermittel RASFF ausweist, fanden die slowakischen Behörden im Mai 2019 Erbgut von FP 967/Triffid in einer Partie Leinsamen aus der Ukraine. Sie wiesen die verunreinigte Lieferung bereits an der Grenze zurück.

Gentech-Leinsamen: Zehn Tonnen Saatgut verunreinigt? (11.12.2020)

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Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Gentechnik (LAG), Saatgutüberwachung

RASFF Portal: unauthorised genetically modified (positive for npt II and FP967) flax seeds from Ukraine (28.05.2019)