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Große Mehrheit für Kennzeichnung neuer Gentechnik

- 70 Prozent der Menschen in Deutschland, die schon einmal von neuen Gentechnik-Verfahren wie CRISPR gehört haben, wollen eine verpflichtende Kennzeichnung von damit hergestellten Lebensmitteln. EU-weit sind 68 Prozent dafür. Das ergab eine aktuelle Umfrage.

Demonstration gegen Gentechnik, Foto: Grüne Baden-Württemberg (CC BY-SA 2.0)

Das Marktforschungsinstitut Ipsos hat dazu im Auftrag der Grünen-Fraktion im Europaparlament (EP) im Februar und März 2021 eine repräsentative Umfrage in allen 27 EU-Mitgliedsstaaten durchgeführt. Rund die Hälfte der Befragten in Deutschland (47 Prozent) hatte demzufolge bereits von den neuen Gentechnik-Verfahren gehört. Gentechnik-Pflanzen generell war hierzulande 72 Prozent ein Begriff, von denen 85 Prozent deren Kennzeichnung fordern. 78 Prozent wollen das auch für Produkte tierischer Herkunft, die mit gentechnisch verändertem Futter erzeugt wurden. Eine solche Kennzeichnungspflicht gibt es nach wie vor nicht, diese „Kennzeichnungslücke“ schließen das „Ohne GenTechnik“-Siegel des VLOG und ähnliche freiwillige Label in anderen EU-Ländern.

Für Verbraucher und EU-Richter ist auch neue Gentechnik Gentechnik

Diese Zahlen sind angesichts der für Ende April angekündigten Veröffentlichung einer Studie der EU-Kommission zur künftigen Regulierung neuer Gentechnik besonders bedeutsam. Sie machen klar, dass Ausnahmen für „Gene Editing“-Pflanzen, wie die Hersteller und deren Unterstützer sie fordern, im klaren Widerspruch zu den Interessen der Verbraucherinnen und Verbraucher stünden. Deren ganz große Mehrheit betrachtet die neuen Gentechnik-Verfahren genauso als Gentechnik wie die bisherigen.

Gesetze nicht aufweichen

Genauso sahen es auch Europas oberste Richter vom Europäischen Gerichtshof in ihrem Urteil von 2018, in dem sie feststellten, dass für neue Gentechnik dieselben Regeln für Zulassung, Risikoprüfung und Kennzeichnung gelten. Die EU täte also gut daran, diese bewährten Regeln beizubehalten und nicht Verbraucherwünsche und EuGH-Urteil durch die Aufweichung von Gesetzen auszuhebeln.

Grüne: EU-Kommission muss Verbraucherwillen respektieren

In diesem Sinne kommentiert auch der Grüne Europa-Abgeordnete Martin Häusling die Umfrageergebnisse: „Wo Gentechnik drin ist, muss auch Gentechnik draufstehen. Die Europäische Kommission muss den Willen der Verbraucherinnen und Verbraucher nach Transparenz über Gentechnik und neuer Methoden der Gentechnik in Nahrungsmitteln respektieren“.

Nachweisverfahren anwenden und weiterentwickeln

Der EU-Saatgutverband Euroseeds stellte einmal mehr die Umsetzbarkeit der Regulierung von „Gene Editing“-Pflanzen wegen angeblich fehlender Nachweismöglichkeiten in Frage. Der VLOG hat jedoch bereits im September 2020 zusammen mit anderen Organisationen ein erstes solches Nachweisverfahren für einen „Gene Editing“-Raps vorgestellt. Die Behörden sollten das Verfahren zügig in ihre Kontrollen integrieren und weiterentwickeln.

Greens/EFA: Opinion poll on the labelling of GM crops (30.03.2021)

Martin Häusling MdEP: Neue europaweite Umfrage: Große Mehrheit für Kennzeichnungspflicht von Gentechnik (30.03.2021)

Euractiv: Mehrheit der Verbraucher will verpflichtende Kennzeichnung für GVO-Lebensmittel (08.04.2021)

VLOG: Weltweit erstes Open-Source-Nachweisverfahren für Pflanze aus neuer Gentechnik entwickelt (07.09.2020)