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Neue Gentechnik: EU-Kommission muss deutlich nachbessern

- Die EU-Kommission räumt in ihrer Veröffentlichung zum künftigen Umgang mit neuen Gentechnik-Verfahren den Positionen der Gentechnik-Befürworter breiten Raum ein, will aber an Sicherheit für Verbraucher und Umwelt als Leitprinzipien festhalten. Sicherheit, Schutz von "Ohne Gentechnik"- und Bio-Wirtschaft sowie Gentechnik-Kennzeichnung werden zwar explizit erwähnt, kommen aber in den Schlussfolgerungen viel zu kurz.

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides, Foto: European Union / EC - Audiovisual Service 2021

"Hier besteht mehr als deutlicher Nachbesserungsbedarf", kommentiert VLOG-Geschäfstführer Alexander Hissting: "Die geltenden Regeln ermöglichen schon jetzt eine Zulassung von Pflanzen nach umfassender Sicherheitsprüfung und Risikobewertung und mit Kennzeichnung der Produkte als Gentechnik. Es gibt kein Verbot. Es besteht also gar kein Änderungsbedarf. An sorgfältiger Prüfung und Zulassungsverfahren sollte niemand ernsthaft rütteln. Verbraucherinnen und Verbrauchern Gentechnik-Lebensmittel ungekennzeichnet unterzujubeln, würde einen massiven Vertrauensverlust gegenüber Politik und Wirtschaft bedeuten.

Deregulierung wäre Totalwiderspruch zu Green Deal und Farm to Fork

Eine auch nur teilweise Gentechnik-Deregulierung würde das Schleifen eines wichtigen Lebensmittel-Qualitätsstandards bedeuten. Sie stünde damit im Totalwiderspruch zu Green Deal und Farm to Fork, die bessere, gesündere, nachhaltigere Lebensmittel und mehr Umwelt- und Naturschutz versprechen. Europaparlament und Mitgliedsstaaten müssen der EU-Kommission jetzt klarmachen, dass Gentechnik-Deregulierung der falsche Weg für Europa ist.

Herausforderung "Nachweisverfahren" endlich annehmen

Die von der Kommission angesprochenen Herausforderungen beim Nachweis einiger Produkte neuer Gentechnik können erst Recht kein Grund sein, sie nicht mehr als Gentechnik zu betrachten. Im Gegenteil: Es ist höchste Zeit für mehr ernsthafte Bemühung um Nachweisverfahren. Dass Nachweise auch für Produkte neuer Gentechnik möglich sind, zeigt der von VLOG, ARGE Gentechnikfrei und anderen Organisationen 2020 vorgestellte Test für „Gene Editing“-Cibus-Raps. Es gibt darüber hinaus noch weitere Prüfmöglichkeiten wie lückenlose Dokumentation von Produktions- und Lieferketten.

Gentechnik-Deregulierung würde "Ohne Gentechnik"-Wirtschaftssektor massiv gefährden

Wenn tatsächlich eine Gentechnik-Deregulierung käme, würde sie den erfolgreichen ‚Ohne Gentechnik‘-Wirtschaftssektor massiv gefährden, der allein in Deutschland inzwischen für über 12 Milliarden Euro Umsatz im Einzelhandel und über 5 Prozent Marktanteil bei Lebensmitteln steht. Verbraucherinnen und Verbraucher legen hohen Wert auf Gentechnikfreiheit. Damit meinen sie ausdrücklich auch neue Gentechnik-Verfahren wie CRISPR, wie aktuelle Umfragen zeigen. Gentechnik ist Gentechnik, das sehen sie genauso wie Europas oberste Richter. Für Verbraucherinnen und Verbraucher, Land- und Lebensmittelwirtschaft und den Handel ist es daher essenziell, dass in der EU auch Gene Editing, CRISPR und Co. ausnahmslos weiterhin als Gentechnik gelten.“

EC study on new genomic techniques (Veröffentlichung, Zusammenfassung, PM der EU-KOM, Fragen und Antworten – ENGLISCH)