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Österreich: 20 Jahre ‚Ohne Gentechnik’

- Über 1,2 Millionen Österreicher sprachen sich im April 1997 in einem Volksbegehren gegen gentechnisch veränderte Organismen auf dem Acker und im Essen aus. Seither hat sich die Gentechnikfreiheit in Österreich als breiter gesellschaftspolitischer Konsens etabliert. Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen ist verboten und die Absicherung der Gentechnik-Freiheit, auch angesichts neuer Züchtungstechniken, ist unbestrittenes und gemeinsames Ziel von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

Einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hat die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Gentechnik-frei. Sie wurde gleich nach dem erfolgreichen Volksbegehren im Juni 1997 von den Umweltorganisationen Greenpeace und Global 2000, dem Anbauverband Bio Austria sowie Unternehmen aus der Lebensmittelbranche ins Leben gerufen. Zwei Monate später legte die ARGE den ersten Produktions- und Kontrollstandard für Gentechnik-freie Lebensmittel vor, der wenig später in den österreichischen Lebensmittel-Codex übernommen wurde. Zuerst waren es Bio-Lebensmittel, die den Standard und die entsprechende Auslobung nutzten. 2003 kamen die ersten konventionellen Lebens­mittel in Gentechnik-freier Qualität auf den Markt. Bereits seit 2010 ist die gesamte österreichische Erzeugung von Milch und Frischeiern Gentechnik-frei, 2012 folgte der größte Teil der Geflügelfleischproduktion. Insgesamt tragen inzwischen über 3.300 Produkte das von der ARGE getragene Qualitätszeichen ‚Ohne Gentechnik hergestellt’.

 „Die Nachfrage nach dem Kennzeichen ‚Ohne Gentechnik hergestellt’ hat in den letzten Jahren massiv zugenomme“, berichtet Markus Schörpf, der Obmann ARGE Gentechnik-frei. „Österreichs Lebensmittelhersteller haben er­kannt, dass das Qualitätszeichen auf dem heimischen Markt, aber immer mehr auch im Export wichtige Marktvorteile bietet.“ Damit sei Österreichs Lebensmittelbranche bei der Gentechnik-Freiheit den europä­i­schen Mitbe­werbern klar voraus. Möglich gemacht habe den Erfolg „die enge und konstruktive Zusammenarbeit mit Pionierbetrieben aus der Lebensmittel­branche und insbesondere auch mit dem öster­reichischen Handel, der die Gentechnik-Frei­heit schon frühzeitig als Qualitäts­ziel definierte.“

Der Verband Lebensmittel Ohne Gentechnik gratuliert der ARGE Gentechnik-frei herzlich zum 20-jährigen Bestehen: „Hut ab vor der Leistung der Kollegen in Österreich“ gratuliert VLOG-Geschäftsführer Alexander Hissting „Der Erfolg der 'Ohne Gentechnik'-Kennzeichnung dort ist für uns in Deutschland ein motivierendes Vorbild.“ Der VLOG und die ARGE arbeiten seit Jahren eng zusammen, um den grenzüberschreitenden Handel mit Lebensmitteln Ohne Gentechnik zu erleichtern. Zwischen Deutschland und Österreich ist das vorbildlich gelungen. „Zusammen mit der ARGE werden wir uns weiterhin für eine EU-weite Kennzeichnung und Harmonisierung der Kriterien einsetzen“, sagt Hissting.

Trotz aller Erfolge gibt es für die ARGE noch viel zu tun. In der Schweine und Rindermast in Österreich sind bisher nur kleine Segmente auf eine Herstellung ohne Gentechnik umgestellt. Immer noch werden in diesem Bereich rund 350.000 Tonnen gentechnisch veränderte Sojabohnen verfüttert. „Jetzt müssen die Produzenten endlich handeln und auch abseits von Nischenprojekten Gentechnik aus den Futtertrögen verbannen“, fordert deshalb Herwig Schuster von Greenpeace Österreich. Eine zweite Herausforderung sind die so genannten Neuen Züchtungtechniken, bei denen mit Hilfe gentechnischer Verfahren wie der Gen-Schere CRISPR-Cas in das Erbgut von Pflanzen und Tieren eingegriffen wird kann. Es drohe die Gefahr, dass damit Gentechnik durch die Hintertür eingeführt werde, warnt Gertraud Grabmann, Obfrau von Bio Austria: „Daher braucht es auch in Zukunft eine breite gesellschaftliche Allianz gegen den Einsatz von Gentechnik in der Land- und Lebensmittelwirtschaft.“

Die Homepage der ARGE Gentechnik-frei

VOLG: Bürokratie-Abbau für deutsch-österreichischen Handel (05.07.2016)