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Schweiz verlängert Moratorium – auch für neue Gentechnik
Gute Nachricht für europäischen „Ohne Gentechnik“-Sektor
„Gentechnik und Schweizer Alpkäse passen einfach nicht zusammen. Aber nicht nur für die Schweiz, sondern auch für den gesamten europäischen ‚Ohne Gentechnik‘-Sektor ist das verlängerte Moratorium eine gute Nachricht. Besonders erfreulich ist, dass es trotz lautstarker Gegenkampagne von Gentechnik-Befürwortern jetzt ausdrücklich auch für neue Gentechnik gilt. Das Moratorium schafft für vier weitere Jahre Sicherheit im grenzüberschreitenden Handel mit Schweizer Spezialitäten“, kommentiert VLOG-Geschäftsführer Alexander Hissting.
Regierung will diskutieren und Nachweisverfahren entwickeln
Aus Sicht der Regierung, die die Verlängerung vorschlug, soll die Zeit genutzt werden, um „offene Fragen zu neuen gentechnischen Verfahren zu beantworten und ihren Stellenwert in einer nachhaltigen Landwirtschaft zu diskutieren“. Gleichzeitig seien „die erforderlichen Kenntnisse für die Nachweisbarkeit der entsprechenden Produkte zu erarbeiten, damit die Wahlfreiheit der Konsumentinnen und Konsumenten sichergestellt ist.“ Das Parlament beauftragte den Bundesrat, in den nächsten vier Jahren insbesondere Fragen zur Koexistenz von traditioneller und gentechnikbasierter Landwirtschaft zu klären.
79 Prozent der Schweizer für die Verlängerung
Die Schweizer Allianz Gentechfrei (SAG) begrüßte die Verlängerung und die Einbeziehung der neuen gentechnischen Verfahren. „Mit diesem, dem Vorsorgeprinzip entsprechenden Entscheid, wird die nachhaltige Schweizer Qualitätslandwirtschaft gestärkt, Umwelt und Gesundheit geschützt und die Wahlfreiheit der Konsumierenden gesichert“, schrieb die SAG. Dass die Menschen in der Schweiz weiter hinter dem Moratorium stehen, zeigt eine Umfrage der von Syngenta und Bayer finanzierten Plattform swiss-food.ch. Darin lehnten 73 Prozent gentechnisch veränderte Pflanzen ab. 79 Prozent sprachen sich für ein verlängertes Moratorium aus.
SAG: Neue Gentechnik „schönfärben“
Die Befürworter Neuer Gentechnik versuchen, solche klaren Aussagen zu relativieren in dem sie gezielt die vermeintlichen Vorteile ihrer Verfahren herausstellen. Die oben genannte Bayer/Syngenta-Umfrage ergab, dass knapp die Hälfte der Befragten mit dem Begriff Genomeditierung nichts anfangen konnte. Also erklärten die Befrager den Begriff verkürzt und wohlwollend, ohne ein Wort zu möglichen Risiken. Prompt fanden zwei Drittel der Befragten neue gentechnische Verfahren nützlich für die Landwirtschaft. Besonders groß war die Zustimmung, wenn ganz konkrete Einsatzmöglichkeiten, etwa feuerbrandresistente Apfelsorten, abgefragt wurden. Die SAG kritisiert diese „schönfärberischen Beispiele mit Wunderpflanzen, von denen real keine auch nur annähernd Marktreife hat“.
Dennoch hat sich von solchen Beispielen auch der größte Einzelhändler der Schweiz, die Migros, einfangen lassen. In der Debatte um die Moratoriumsverlängerung plädierte das Unternehmen dafür, die Genehmigungen für solche Pflanzen zu erleichtern. Anders übrigens als die deutsche Migros-Tochter Tegut und der Handelspartner Alnatura, die beide die Neue Gentechnik strikt ablehnen. In der Schweizer Parteienlandschaft setzen die Freisinnigen und die Grün-Liberalen auf Neue Gentechnik. Ihre Anträge, diese vom Moratorium auszunehmen, lehnte der Nationalrat mit 144 zu 27 Stimmen bei 19 Enthaltungen ab.
Schweizer Eidgenossenschaft: GVO-Anbau: Bundesrat will Moratorium verlängern (11.11.2020)
SRF: Aufweichung des Gentechmoratoriums im Nationalrat chancenlos (23.11.2021)
Keystone-SDA: Nationalrat verlängert Gentech-Moratorium bis Ende 2025 (23.11.2021)
SAG: Die Moratoriumsverlängerung wird von der Mehrheit der Schweizer Bevölkerung getragen (23.09.2021)
SAG: Grosse Mehrheit der Schweizer Bevölkerung spricht sich für die Verlängerung des Moratoriums aus (20.09.2021)
swiss-food.ch: Studie zu Genom-Editierung (September 2021)
Neue Zürcher Zeitung: Die Migros gibt grüner Gentechnik eine Chance (06.04.2021)