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Weitere Gentech-Soja kurz vor Zulassung

- Eine weitere gentechnisch veränderte Sojapflanze des US-Unternehmens Monsanto steht vor der Zulassung zu Import und Verarbeitung. Die umstrittene Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat laut einem kürzlich veröffentlichten Dossier zu MON 87705 keine Bedenken wegen möglicher Gesundheitsrisiken. Da die Bohnen der Gentech-Pflanze laut Monsanto ein vorteilhaftes Verhältnis von gesättigten und ungesättigten Fettsäuren besitzen, sollen sie auch für Speisen wie Margarine oder Salatöl verwendet werden können. Die Haltung der deutschen Lebensmittelindustrie wird sich dadurch nach Einschätzung des VLOG allerdings nicht ändern. Für sie werden gentechnisch veränderte Zutaten auch künftig keine Rolle spielen.

Außerdem ist auch diese Sojapflanze resistent gegen das chemische Spritzmittel Glyphosat, das Monsanto unter dem Markennamen „Roundup“ vertreibt. Das Gentechnik-Gremium der EFSA war nach Prüfung der vom Hersteller eingereichten Antragsunterlagen der Auffassung, MON 87705 sei „so sicher wie ihr konventionelles Pendant“. Es gäbe keine Indizien für negative Auswirkungen der Gentech-Soja auf die Umwelt und die tierische oder menschliche Gesundheit. Monsanto hatte als Untermauerung der Unbedenklichkeit auch Daten einer 90-tägigen Fütterungsstudie mit Ratten beigefügt. Solche Tests sind in der EU momentan nicht vorgeschrieben, werden von den Antragsstellern aber oft mitgeliefert. Allerdings halten industrieunabhängige Experten diese Studien aufgrund ihrer kurzen Dauer für nicht aussagekräftig.

Der nächste Schritt im Zulassungsprozess ist nun die Abstimmung im Ständigen Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit, in den die nationalen Regierungen Vertreter entsenden. Falls dort und im Berufungsausschuss keine Mehrheit für oder wider die Gentech-Soja zustande kommt, kann die EU-Kommission die Zulassung erteilen. Deutschland hat sich bei früheren Abstimmungen in den Ausschüssen, zum Beispiel zur jüngst zugelassenen Maissorte MIR162, enthalten.

Für viele Beobachter dürfte die positive Bewertung von MON 87705 durch die EFSA nur den nächsten Beleg für die Schwächen des jetzigen Verfahrens darstellen. Erst Anfang dieser Woche kritisierte das Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie, Testbiotech, die Lebensmittelbehörde. Diese messe mit zweierlei Maß, wenn sie kritischen Studien, wie der zum Monsanto-Mais NK603 und der Tumorbildung bei Ratten, vorwerfe, nicht den wissenschaftlichen Standards zu entsprechen, gleichzeitig aber „routinemäßig“ Industrie-Untersuchungen durchwinke, die selbst Mindestanforderungen nicht erfüllten.

EFSA: Dossier zu MON 87705 (30.10.2012)

Informationsdienst Gentechnik: Die Doppelstandards der Lebensmittelbehörde (30.10.2012)