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Brasilien lässt Anbau von Gentechnik-Zuckerrohr zu
Zwar haben beispielsweise in Australien und Indonesien schon Feldversuche mit gentechnisch verändertem Zuckerrohr stattgefunden. Brasilien ist laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, die sich auf CTC beruft, aber das erste Land, in dem nun tatsächlich kommerzielle Produktion stattfinden könnte.
CTC hat nach eigenen Angaben schon 1994 das erste transgene Zuckerrohr entwickelt. Die nun zugelassene Gentechnik-Variante „CTC 20 BT“ soll – wie häufig bei Mais, Soja oder Baumwolle – für Insekten giftige Bt-Toxine absondern. Damit soll der Zuckerrohrbohrer (Diatraea saccharalis) getötet werden, der brasilianischen Landwirten hohe Verluste beschert. Der Zuckerrohr-Industrieverband Unica beziffert die Schäden durch das Insekt mit etwa fünf Milliarden Real (circa 1,3 Milliarden Euro) jährlich.
Ab 2018 will CTC laut seiner Webseite Landwirte mit Gentechnik-Zuckerrohr ausstatten. Die andere typische Gentechnik-Eigenschaft – die Herbizidtoleranz – soll folgen. Zudem arbeitet CTC demnach mit BASF an gentechnischem Zuckerrohr, das mit weniger Wasser auskommt und mit Bayer an Pflanzen mit höherem Zuckergehalt.
Brasilien ist der größte Zuckerrohrproduzent der Welt, rund ein Viertel des Zuckers stammt aus dem südamerikanischen Land, wie das deutsche Thünen-Institut auf der Agritechnica 2015 in Hannover berichtete. Laut Unica wurden 2015 über 600 Millionen Tonnen Zuckerrohr geerntet.
Was bedeutet der Anbau von gentechnisch verändertem Zuckerrohr für die Produktion im Land? Augusto Freire von der ProTerra-Stiftung erwartet nicht, dass sich die Gentechnik-Sorte von CTC jetzt rasch verbreitet. Das habe auch damit zu tun, dass Zuckerrohr in Zyklen von fünf bis sieben Jahren angebaut wird und jährlich nur etwa 20 Prozent der Felder entwurzelt, brachliegen gelassen und anschließend neu bepflanzt würden. In zwei bis drei Jahren könnten laut Freire aber die ersten Plantagen angelegt werden, zumindest die Zuckerverarbeiter im Nordosten des Landes stünden den Gentechnik-Pflanzen positiv gegenüber. Allerdings müssten für den Export erst entsprechende Genehmigungen vorliegen, zum Beispiel für die Europäische Union.
Es könne aber zu Verunreinigungen des konventionellen Zuckerrohrs kommen, vor allem während der Verarbeitung – also bei der Gewinnung des Zuckers aus den Pflanzen. Eine Auskreuzung auf dem Feld hält Freire für eher unwahrscheinlich, da das Zuckerrohr aus Ertrags- und Qualitätsgründen üblicherweise vor der Blüte geschnitten werde. Wegen des hohen Verarbeitungslevels glaubt Freire nicht, dass der aus dem Gentechnik-Rohr raffinierte Zucker noch gentechnisch veränderte DNA oder Bt-Rückstände enthalten würde. Letzteres müsse aber untersucht werden. Bedenken gebe es auch, da die Spitzen des Gentechnik-Zuckerrohrs als Mulchschicht auf dem Acker bleiben und Mikroorganismen schädigen könnten – und weil die Monopolisierung des Saatguts weiter vorangetrieben werde.
The Jakarta Post: Development underway for first transgenic sugarcane plantation (20.05.2013)