News

Dänemark will Gentechnik-Deregulierung noch 2025 durchboxen

- Obwohl es auch bei der zweiten „Trilog“-Runde zur geplanten EU-Deregulierung für Neue Gentechnik (NGT) keinen entscheidenden Durchbruch gab, will die amtierende dänische Ratspräsidentschaft partout noch 2025 eine Einigung erzielen.

Marie Bjerre, Europaministerin DK, Foto: Dänische EU-Ratspräsidentschaft CC BY-NC-ND 4.0

Am 13.11.2025 fand in Brüssel die dritte „große“ Runde der sogenannten Trilog-Verhandlungen zwischen Europaparlament, Ministerrat und EU-Kommission zur NGT-Neuregulierung statt. Nach Insider-Berichten über die nichtöffentlichen Beratungen gab es weiterhin keine konkreten Ergebnisse, während die dänische Ratspräsidentschaft zweckoptimistisch von „guten Fortschritten“ sprach. Der nächste und laut Ankündigung „finale“ Trilog soll schon am 03.12.2025 stattfinden.

Im Fokus der Verhandlungen stehen den Berichten nach derzeit die Frage der Patentierung von NGT-Pflanzen sowie sogenannte „Nachhaltigkeitskriterien“. Die ebenfalls umstrittene Frage, ob die vollständige Kennzeichnungspflicht auch für Neue Gentechnik erhalten bleibt, wurde bislang im Trilog offenbar noch überhaupt nicht thematisiert. Dabei ist gerade diese Frage für Verbraucher:innen und die gesamte Lebensmittelwirtschaft zentral.

Das Europaparlament will mehrheitlich eine solche verbindliche Kennzeichnung bis zum Endprodukt. Ob dessen Trilog-Verhandlungsführerin Jessica Polfjärd (EVP) diese Forderung wirklich ernsthaft vertritt, ist allerdings fraglich.

EU-Kommission und Ministerrat wollen dagegen bei NGT der willkürlichen „Kategorie 1“ nur das Saatgut kennzeichnen, Unternehmen und Verbraucher:innen könnten also nicht mehr erkennen, ob sie es mit Gentechnik-Produkten zu tun haben.

„Solange die Frage der Kennzeichnungspflicht nicht vernünftig und im Sinne von Wirtschaft und Verbraucher:innen geklärt ist, darf vor allem das Europaparlament nicht zustimmen. Aber auch die Mitgliedsstaaten täten gut daran, hier im Interesse ihrer Bürger:innen und ihrer Wirtschaft zu handeln“, so Alexander Hissting, Geschäftsführer des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG).

Innerhalb der deutschen Bundesregierung herrscht beim Thema NGT dem Vernehmen nach auch in der schwarz-roten Koalition weiterhin die traditionelle Uneinigkeit. In der Vergangenheit hatte das meist zu einer Enthaltung in Brüssel geführt. Doch die Merz-Regierung will den Makel dieses unpopulären „German vote“ loswerden und könnte deshalb auf Druck des Bundeskanzleramts am Ende zum Mehrheitsbeschaffer für einen schlechten „Kompromiss“ werden.

„Gerade Deutschland mit seinen starken ‚Ohne GenTechnik‘- und Bio-Märkten muss sich aber dafür stark machen, dass Unternehmen und Verbraucher:innen weiter selbst entscheiden können, ob sie Gentechnik-Produkte verarbeiten, verkaufen und essen wollen oder nicht. Minister Alois Rainer muss sich dieser Verantwortung bewusst sein und darf jetzt nicht vorschnell einem völlig unausgereiften Verhandlungsergebnis zustimmen, nur weil die Dänen unbedingt ein Ergebnis wollen“, so Alexander Hissting.

In der zweiten Novemberhälfte 2025 wird sich entscheiden, ob es Dänemark gelingt, den jahrelangen NGT-Deregulierungsprozess tatsächlich noch vor Weihnachten in ihrer Amtszeit zum Abschluss zu bringen. „Diese beiden Wochen kann und sollte die Lebensmittelwirtschaft noch einmal nutzen, um ihre Interessen nachdrücklich an Bundesregierung und Europaparlamentarier zu vermitteln“, so Alexander Hissting.

Infodienst Gentechnik: Trilog zur neuen Gentechnik: Einigung bis Dezember?

 AbL: Öffnen die Bundesregierung und die EU die Tür für Neue Gentechnik?