News

DARWIN-Report zeigt nationale Unterschiede in der Regulierung von NGT

- Die Ansätze zur Regulierung von Produkten, die durch neue gentechnische Verfahren (NGT) gewonnen wurden, sind weltweit unterschiedlich. Das hat Auswirkungen auf den internationalen Handel.

Welche das sind und wie die verschiedenen Ansätze aussehen, zeigt der neue Report „International policies and global trade of GMO/NGTs“, der an der Universidad Nacional de Rosario in Argentinien im Rahmen des DARWIN-Projekts entstanden ist.

Unterschiedliche Modelle nationaler NGT-Regulierung

Die Ansätze zur Regulierung von NGT-Produkten unterscheiden sich laut Report von Land zu Land. Dabei werden vier Kategorien von Ländern identifiziert, die sich nach dem Umfang ihrer gesetzlichen Vorschriften für die kommerzielle Nutzung von NGT unterscheiden.

Vier Kategorien von NGT-Regulierungen weltweit

In einigen Ländern werden NGT-Produkte rechtlich als gentechnisch veränderter Organismus (GVO) eingestuft; der Rechtsrahmen für NGTs und GVOs ist in dieser Kategorie identisch. Dies trifft zum Beispiel in Südafrika und Neuseeland zu, aber auch die EU folgt bisher einem ähnlichen Ansatz.

Eine zweite Kategorie umfasst Länder, in denen der Rechtsrahmen für NGTs demjenigen für GVOs ähnelt, aber teilweise verfahrenstechnisch vereinfacht ist. Dies ist in Indien, Bangladesch, China und Russland der Fall.

Eine weitere Kategorie beinhaltet Länder, deren Rechtsrahmen es erlaubt, dass bestimmte NGTs nicht als GVO gelten und deutlich vereinfachten Regeln unterliegen, die kommerzielle Freisetzung von NGT aber von der vorherigen Genehmigung durch eine öffentliche Institution abhängt. Japan und die meisten mittel- und lateinamerikanischen Länder (Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Costa Rica, Ecuador, Guatemala und Paraguay) nehmen beispielsweise einige NGT-Produkte ohne Fremd-DNA von den GVO-Gesetzen aus.

In einer vierten Kategorie werden Länder zusammengefasst, in denen NGT nicht als GVO gelten und die kommerzielle Freisetzung nicht von einer staatlichen Genehmigung abhängt. In Australien und Kanada werden beispielsweise bestimmte Methoden (insbesondere die sogenannten „SDN-1-Techniken“) nur begrenzt überwacht.

Internationaler Handel mit NGT eingeschränkt

Die Vielfalt der Regulierungsmodelle hat auch Auswirkungen auf den internationalen Handel. Dem Bericht zufolge haben nur wenige Länder die gesetzlichen Anforderungen für NGT-Produkte gesenkt. Zahlreiche Debatten zu internationalen Biosicherheitsabkommen, an denen viele Länder beteiligt sind, zeigen, wie schwierig nationale Alleingänge auf diesem Gebiet sind. Die Autoren Nicolas Defarge und Gustavo R. Rodríguez kommen zu dem Schluss, „dass die Harmonisierung der Rechtsvorschriften nach wie vor eine Herausforderung darstellt, insbesondere im Zusammenhang mit dem globalen Handel. Laufende Diskussionen in mehreren Ländern lassen vermuten, dass künftige Änderungen nicht nur den wissenschaftlichen Fortschritt, sondern auch den Marktzugang und das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Biotechnologie beeinträchtigen könnten“.

NGT als globaler Markttrend kaum möglich

Das heißt, dass von einem neuen globalen Markt mit NGT nicht die Rede sein kann, im Gegenteil. Dies bestätigt auch der „New GMOs Market Report“, der vor Kurzem von der European Non-GMO Industry Association (ENGA) und dem US-amerikanischen Non-GMO Project veröffentlicht wurde. Aktuell befinden sich demnach nur drei NGT-Pflanzen weltweit auf dem Markt, 49 sind im Entwicklungsstadium. Die ersten beiden NGT-Pflanzen, die Marktreife erlangten, wurden wegen ihres Misserfolgs zudem bereits wieder vom Markt genommen.

EU-Projekt DARWIN entwickelt Verfahren für NGT-Nachweis und Rückverfolgbarkeit

Im DARWIN-Projekt sind europaweit Wissenschaftler:innen verschiedener Institutionen vertreten, um Nachweisverfahren für pflanzliche NGT-Produkte zu entwickeln. Bei dem EU-finanzierten Projekt sind 15 Organisationen aus 11 Ländern beteiligt. Auch der VLOG ist dabei. Mit den geplanten neuen Verfahren wird es nicht nur möglich sein, bereits bekannte DNA-Sequenzen nachzuweisen (spezifischer Nachweis), sondern auch die Methode zu identifizieren, mit der die DNA-Veränderungen erzeugt wurden (unspezifischer Nachweis). Außerdem sollen im Rahmen von DARWIN digitale Lösungen zur Rückverfolgbarkeit entwickelt werden.

DARWIN: International policies and global trade of GMO/NGTs (Englisch)

ENGA: New GMOs Market Report: New GMOs in Cultivation, in Development, withdrawn from the Market (Englisch)

Neue Forschung zu Gentechnik-Transparenz: Keine Ausrede mehr für Deregulierung