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England: Gentechnik-Deregulierung vorerst nur für Forschung

- Die angekündigte Deregulierung für bestimmte neue Gentechnik-Verfahren in England nach dem Brexit nimmt Gestalt an. Sie soll zunächst „nur“ für die Forschung gelten. Für kommerziellen Anbau und Verwendung in Lebens- und Futtermitteln bleibt es bei Zulassungsverfahren und Kennzeichnung.

Foto: Ben Shread / Cabinet Office / Open Government Licence v3.0

Konkret plant das britische Landwirtschafts- und Umweltministerium DEFRA, dass der Anbau von „Gene Editing“-Pflanzen künftig nicht mehr genehmigt, sondern nur noch gemeldet werden muss, wenn es sich um genetische Veränderungen handelt, die „auch auf natürlichem Wege entstehen könnten“ beziehungsweise die „natürliche Prozesse nachahmen“, wie es das Ministerium inzwischen formuliert.

Vage Formulierung der Deregulierung

Die geänderte Formulierung geht auf Kritik von Organisationen wie GM Watch zurück, die bemängelt hatten, dass es keine Definition dafür gibt, was genau „Veränderungen, die auch auf natürlichem Wege entstehen könnten“ sein sollen. Aber auch die neue Formulierung nennt Claire Robinson von GM Watch „vage“.

Robinson bemängelt, dass das Ministerium auch weiterhin keine Details zu den geplanten Gesetzänderungen nennt. Sie fragt sich, wie die Forschung überhaupt noch mehr erleichtert werden könne, da in England schon jetzt Gentechnik-Feldversuche stattfinden und das Zulassungsverfahren „kaum mehr als eine Formsache“ zu sein scheine.

Freie Hand für Gentechnik-Industrie gegen Mehrheitsvotum

Dennoch sieht Robinson den DEFRA-Vorstoß als ersten Schritt, der Gentechnik-Industrie in England freie Hand zu geben und dazu den Schutz von Gesundheit und Umwelt aufzuheben – obwohl sich in der öffentlichen Konsultation eine breite Mehrheit gegen die Deregulierung ausgesprochen hatte.

Die britische Regierung rühmt sich unterdessen, dank Brexit jetzt „Bürokratie abbauen“ zu können und schwärmt von Innovation und UK als „globaler Wissenschafts-Supermacht“.

Deregulierung nur für England, nicht für Rest-UK

Immerhin bleibt festzuhalten, dass bei Lebens- und Futtermitteln, die tatsächlich auf den Markt kommen, vorerst alles beim Alten bleibt und ähnliche Regeln für Gentechnik gelten wie in der EU. Auch wird die Deregulierung für Anbauversuche offenbar nur in England, aber nicht in Schottland, Wales und Nordirland gelten.

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