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Gentechnische Verunreinigung in kanadischem Weizen aufgetaucht
Trotz der offiziellen Beschwichtigungen haben Japan und Südkorea nach Bekanntwerden des Fundes Weizenimporte aus Kanada vorerst gesperrt. Noch keine offiziellen Reaktionen gibt es von der EU, die zwischen 2015-2017 jährlich zwischen 1,4 und 2,2 Millionen Tonnen Weizen aus Kanada eingeführt hat. Japan ist mit 1,5 Millionen Tonnen Weizen ebenfalls einer der wichtigsten Kunden der kanadischen Weizenbauern. Deren Hoffnung ist es, dass die Importe wieder zugelassen werden, wenn jede einzelne Ladung auf Gentechnikfreiheit untersucht wurde. Das kann dauern und wirtschaftliche Folgen haben, wie die drei bisherigen Fälle solcher Verunreinigungen aus den USA zeigen. Dort war in den Jahren 2013, 2014 und 2016 ebenfalls gv-Weizen mit Erbgut einer Monsanto-Linie aufgetaucht, die Anfang des Jahrtausends in Feldversuchen angebaut worden war. Jedesmal hatten Japan und Südkorea Weizen-Einfuhren aus den USA zeitweise gestoppt und damit Schäden in Millionenhöhe verursacht. Einen Teil davon musste Monsanto den Landwirten ersetzen. Dabei ließ sich nie klären, wie das veränderte Erbgut zehn Jahre später wieder auftauchen konnte.
Im aktuellen Fall in Kanada wurde der herbizidresistene gv-Weizen bereits im letzten Sommer am Rande einer Landstraße in der kandischen Provinz Alberta gefunden. Eine private Firma hatte die Seitenstreifen der Straße zur Unkrautbekämpfung mit Roundup besprüht und meldete der Provinzbehörde, dass Weizenpflanzen die Behandlung überlebt hätten. Die Behörde nahm Proben, stellte fest, dass der Weizen herbizidresistent war und informierte schließlich im Januar 2018 die kanadische Lebensmittelbehörde CFIA. Diese bestätigte den Fund und fand heraus, dass die Resistenz von einem gentechnisch veränderten Monsanto-Weizen (MON 71200) stammte, den der Konzern um die Jahrtausendwende in etwa 300 Kilometer Entfernung von Fundort der Pflanzen versuchsweise angebaut hatte. Die CFIA nahm weitere Proben entlang der Straße und in den Feldern der anliegenden Farm und wurde dabei noch viermal direkt an der Straße fündig. Die Befragung des Landwirts und der Straßenbauer führte zu keinen Hinweisen, woher der Weizen stammen könnte. Zudem zählten die resistenten Pflanzen auch nicht zu einer der 450 in Kanada registrierten Weizensorten.
Gleichzeitig untersuchte die CFIA Proben der 2017er Ernte an kanadischem Weizen sowie Rückstellmuster früherer Weizenexporte und fand keine gentechnischen Verunreinigungen. Obwohl weiterhin völlig unklar ist, wie die Resistenz in die Pflanze kam und diese an den Straßenrand, gab das CFIA Entwarnung: Es handle sich um einen lokalen Vorfall, kein gv-Weizen habe die Lebens- oder Futtermittelkette erreicht. Die Behörde will nun die Farm, auf deren Gelände die resistenten Pflanzen gefunden wurden, drei Jahre überwachen. Der kanadische Bauernverband forderte als Konsequenz ein Verbot aller Freilandversuche und die Offenlegung aller Versuchsfelder. Nach Angaben des Verbandes hätten selbst 2017 noch Versuche mit gv-Weizen stattgefunden – durchgeführt von Bayer.
UPDATE, 17.7.2018
Südkorea hat seinen Importstop Ende Juni bereits wieder aufgehoben; Japan hält weiter daran fest.
Canadian Food Inspection Agency: Incident Report - Genetically Modified Wheat 2018 (21.06.2018)
Edmonton Journal: The mystery of Alberta's rogue GMO wheat puts our reputation at risk (22.06.2018)
National Farmers Union: NFU calls on CFIA to publish GM wheat test plot sites (20.06.2018)