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Machbarkeitsstudie: Nachweismethoden für neue Gentechnik sind realistisch
Forschende konnten Analyseverfahren entwickeln
Wissenschaftler:innen des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben und des Instituts für Phytopathologie der Christian-Albrechts-Universität (CAU) Kiel konnten Analyseverfahren entwickeln, die durch neue genomische Techniken (NGT) erzielte genetische Veränderungen in Pflanzen nachweisen können. Zu diesem Zweck wurden einzelne Gene einer virusresistenten Gerstenlinie und einer pilzresistenten Rapslinie mittels der Genschere CRISPR/ Cas gezielt „abgeschaltet“, um anschließend dafür entsprechende Nachweismethoden zu suchen.
Es ist den Forschenden gelungen, die zuvor bekannten Veränderungen im Genom nachzuweisen. Dafür wurden Verfahren basierend auf einer Polymerase-Kettenreaktion (PCR) und der Sequenzierung von DNA (Next Generation Sequencing, NGS) genutzt. Es konnten zwei Analyseverfahren für die Gersten- und Rapslinien etabliert werden. Sie erlauben einen zuverlässigen Nachweis der genetischen Veränderung, auch in Saatgutmischungen mit geringen genveränderten Anteilen von nur 0,9% bzw. 0,1%. Laut Abschlussbericht ist die sogenannte ddPCR-Nachweismethode auch für diverse andere NGT geeignet. Die gentechnisch veränderten Pflanzen konnten mit der Amplikon-Tiefensequenzierung ebenfalls zuverlässig in den entsprechenden Prozentanteilen nachgewiesen werden. Akkreditierte Referenzlabore haben die entwickelten Verfahren optimiert und auf Spezifität, Selektivität und Anwendbarkeit getestet. Bei der Rapslinie wurden die Forschenden auch bei Merkmalen fündig, die auf den Einsatz der Genomeditierung hinweisen.
Eingriffe durch NGT sind identifizierbar
Die Studie liefert somit Hinweise, dass die Identifizierung von NGT-Pflanzen, also die Unterscheidung von einer konventionellen Linie mit derselben genetischen Veränderung, zumindest in bestimmten Fällen analytisch erfolgen kann. Damit ist das Argument entkräftet, dass Eingriffe in die Pflanzen-DNA mit neuer Gentechnik grundsätzlich nicht von Mutationen durch herkömmliche Züchtungsmethoden unterscheidbar und somit gleichzustellen sind. VLOG-Geschäftsführer Alexander Hissting kommentiert die Studie: „Die Forschungsergebnisse liefern interessante Ansatzpunkte für die Entwicklung von Nachweisverfahren für NGT. Auf jeden Fall strafen sie diejenigen Lüge, die behaupten NGT seien grundsätzlich nicht von konventionellen Züchtungen unterscheidbar. Es ist keine Frage ob, sondern nur wann rechtssichere Nachweismethoden für NGT marktreif sind.“
Sichere NGT-Nachweise erfordern Transparenz der Inverkehrbringer
Die Wissenschaftler:innen machen aber auch darauf aufmerksam, dass es für den sicheren Nachweis von NGT notwendig ist, die genaue Veränderung am Erbgut der zu untersuchenden Pflanzen zu kennen. Dies kann nur sichergestellt werden, wenn Unternehmen, die NGT-Pflanzen auf den Markt bringen, dazu verpflichtet werden, Erbgutinformationen und Referenzmaterial zur Verfügung zu stellen. Das derzeit geltende Recht schreibt Inverkehrbringern sogar vor, Analyseverfahren bereitzustellen, wenn eine Zulassung für den Anbau oder Import der Pflanze in der EU beantragt wird. Nach Plänen der EU-Kommission soll diese Verpflichtung für fast alle NGT abgeschafft werden.
Das EU-finanzierte Forschungsprojekt DARWIN, an dem auch der VLOG beteiligt ist, forscht ebenfalls daran, rechtssichere Verfahren für Nachweis und Rückverfolgbarkeit von NGT zu entwickeln. Diese sind notwendig, um den Kontrollbehörden wie bisher, nach dem bewährten, geltenden Gentechnikrecht, die Werkzeuge an die Hand zu geben, NGT-Produkte von klassisch gezüchteten Pflanzen zu unterscheiden und entsprechend zu regulieren. Dies ist auch Thema beim aktuellen Offenen Brief an die EU-Agrarminister:innen, der noch bis 31.08.2024 von Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft unterzeichnet werden kann.
BLE-Meldung zum Abschlussbericht der Machbarkeitsstudie
Infodienst Gentechnik: Nachweise für genomeditierten Raps und Gerste entwickelt
VLOG: Nachweisverfahren für neue Gentechnik: DARWIN-Projekt beim VLOG-Forum vorgestellt