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Österreich: Greenpeace macht Druck für gentechnikfreies Schweinefleisch

- Greenpeace Österreich hat die österreichische Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger aufgefordert, nur noch Schweinefleisch aus gentechnikfreier Fütterung mit dem staatlichen AMA-Gütesiegel auszuzeichnen. „Anstatt das Ende von Gentechnik im Schweinefleisch einzuläuten, verschleppt die Regierung einmal mehr die Gentechnikfreiheit in Österreich“, sagte Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Sebastian Theissing-Matei der Agrarzeitung. Ihre Forderung unterlegte die Umweltorganisation mit einer Demonstration vor dem Bundeskanzleramt in Wien.

Die Agrarmarkt Austria (AMA) zeichnet mit ihrem Siegel österreichische Frische-Produkte aus, die besondere Qualitätsanforderungen erfüllen. Bei Eiern, Milch und Geflügel schreiben die AMA-Richtlinien eine gentechnikfreie Fütterung verbindlich vor. Bei Schweinefleisch gibt es bisher nur ein freiwilliges Modul für eine gentechnikfreie Fütterung. Österreichs Schweinehalter könnten die benötigten Sojamengen derzeit „nur teilweise mit Ware aus österreichischer Produktion oder mit europäischem Soja in einer wirtschaftlich vertretbaren Art und Weise abdecken“, sagte Walter Lederhilger, Obmann des Verbandes Österreichischer Schweinebauern, gegenüber topagrar.at. Erzeuger und Handel würden an Lösungen arbeiten. Neben der Verfügbarkeit sei „die vorhandene Preissensibilität der heimischen Konsumenten beim Schweinefleisch“ ebenso ein Problem wie die „erforderliche lückenlose Beteiligung des österreichischen Handels“. Schon jetzt könnten Konsumenten flächendeckend in Österreich zu Schweinefleisch greifen, welches ‚ohne Gentechnik’ oder mit europäischem Soja produziert werde, allerdings sei das Angebot höher als die Nachfrage, sagte Lederhilger in topagar.

In Deutschland testen die ersten großen Handelsketten Schweinefleisch ‚ohne Gentechnik’. Rund 100 Produkte sind derzeit in der VLOG-Datenbank verzeichnet, die insbesondere von Lidl, Netto, Edeka Südwest und Tegut angeboten werden. Die positive Entwicklung bei ‚Ohne Gentechnik’ - Milch hat gezeigt, dass dem Engagement des Handels bei seinen Eigenmarken eine wesentlich Bedeutung zukommt. VLOG-Geschäftsführer Alexander Hissting appelliert an den Handel, gerade beim Fleisch den Qualitätsbegriff ganzheitlich zu denken: „Wenn Lebensmittel mit dem Versprechen für eine höhere Wertigkeit vermarktet werden, egal ob es sich um Regionalität, Tierwohl oder eine besondere Fleischqualität dreht, sind Verbraucher bei diesen Produkten auch zu anderen Themen, wie etwa der Gentechnikfreiheit, besonders sensibel.“ Vereinfacht gesagt: Mehr Platz im Stall aber weiterhin Gentechnik im Futtertrog, das passt aus Verbrauchersicht nicht zusammen und schadet der Glaubwürdigkeit.

Deshalb hat das Bundesland Baden-Württemberg in seinem regionalen Qualitätszeichen auch die Gentechnikfreiheit verankert. Seit dem 1. Januar 2019 müssen in allen Produktbereichen die Bestimmungen des ‚Ohne Gentechnik’-Standards erfüllt werden – auch für Schweinefleisch. Zu hoffen ist, dass auch andere Bundesländer diesen Weg beschreiten werden. Es ist auf jeden Fall nicht auszuschließen, dass Umweltorganisationen auch hierzulande den öffentlichen Druck erhöhen, verstärkt ‚Ohne Gentechnik’- Schweinefleisch anzubieten.

 

Agrarzeitung: Schweinehalter: Greenpeace schürt GVO-Empörung (15.03.2019, kostenpflichtig)

Topagrar.at: Lederhilger: Schweinehalter brauchen Fairness statt Anprangern (14.03.2019)

Topagrar.at: GVO-freie Schweinefütterung: Konsument und Markt entscheiden (12.03.2019)

Ministerium für ländlichen Raum Baden-Württemberg: Qualitätszeichen des Landes steht für gentechnikfreies Schweinefleisch (27.02.2019)