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Schweiz streitet über „Ohne Gentechnik“

- In der Schweiz wird zurzeit über ein „Ohne Gentechnik“-Logo für Milchprodukte diskutiert. Während einige große Molkereibetriebe eine solche Kennzeichnung nicht für nötig halten, will Branchenführer Emmi zumindest auf dem deutschen Markt darauf setzen. Die Milchbauernorganisation BIG-M fordert, dass auch die Schweiz eine eigene „Ohne Gentechnik“-Kennzeichnung einführt.

Zwei schweizerische Milchverarbeiter stehen einem „Ohne Gentechnik“-Label eher skeptisch gegenüber. Die Unternehmen Cremo und Elsa argumentieren laut einer Befragung des Fachmediums schweizerbaucher.ch, in der Schweiz würden ohnehin keine gentechnisch veränderten Futtermittel eingesetzt. Die Verbraucher wüssten das – auch in Deutschland. Ein zusätzlicher Verweis auf die Gentechnikfreiheit würde aus ihrer Sicht für Verwirrung sorgen. Zudem gebe es ja das Qualitätszeichen „Suisse Garantie“ auf den Verpackungen, das ebenfalls die Verwendung von Gentechnik ausschließt.

Doch reicht das tatsächlich? Ob alle deutschen Verbraucher über die Produktionsbedingungen von Importprodukten aus der Schweiz informiert sind, darf zumindest bezweifelt werden. Und auch die Schweizer können sich nicht auf den Hinweis einer Elsa-Sprecherin verlassen, die meinte: „Die gesamte Schweiz ist gentechnik-frei. Dies ist den Konsumenten bekannt. Es braucht dafür kein Logo.“ Denn erst vor wenigen Tagen meldete die Lebensmittelzeitung, dass der Discounter Denner ab diesem Monat Milchprodukte des deutschen Unternehmens Müller im Sortiment hat. Man wolle „von Müllers niedrigen Produktionskosten profitieren“, schreibt die Zeitung. Allerdings verarbeitet Müller Milch aus konventionellen Betrieben, die transgenes Soja aus Übersee verfüttern. Das wird wohl kaum allen Denner-Kunden, die an die schweizerische Gentechnikfreiheit gewöhnt sind, bewusst sein. Auch die Schweizer Filialen von Spar und Lidl verkaufen Müller-Produkte.

Aus diesem Grund fordert BIG-M die „Ohne Gentechnik“-Kennzeichnung auch für Schweizer Produkte. Damit könnten sie ihre Erzeugnisse von Importware aus Ländern wie Deutschland abgrenzen, in denen Gentechnik-Futtermittel noch der Standard im Kuhstall sind. Gleichzeitig wollen sie auch im Ausland die Qualität ihrer Milch hervorheben können.

Unterdessen hat der Emmi-Konzern angekündigt, einige seiner Milchprodukte für den deutschen Markt als gentechnikfrei auszuweisen. Dies soll mit einem eigenen Logo geschehen. Studien hätten gezeigt, dass solche Zertifikate für Kaufentscheidungen immer wichtiger würden. In der Schweiz hingegen, so eine Sprecherin des Unternehmens gegenüber schweizerbauer.ch, dürfe man kein „Ohne Gentechnik“-Siegel verwenden, da das als unerlaubte Tatsachenwerbung gelte. Dem widersprach allerdings das Bundesamt für Gesundheit. Seit 1999 könne ein entsprechender Hinweis auf die Verpackungen gedruckt werden, wenn die Gentechnikfreiheit des Herstellungsprozesses nachweisbar sei. Unter Berufung auf die Antwort von Elsa meldet schweizerbauer.ch, das Ministerium denke über eine Auslobung eines „gentechnik-frei“-Hinweises für Tierprodukte nach. Es lägen aber noch keine Entwürfe vor.

Schweizerbauer.ch: Gibt es bald ein Logo „Ohne Gentechnik“? (26.09.13)

Lebensmittelzeitung: Denner listet erstmals Müller-Milch-Produkte (25.09.13)

VLOG: Emmi wirbt mit „ohne Gentechnik“ (27.08.13)

VLOG: Schweizer Produzenten wollen „Ohne Gentechnik“ (20.09.12)