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UNO: Neue Gentechnik-Verfahren brauchen einen rechtlichen und ethischen Rahmen

- Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hat in einem Bericht auf die Risiken der neuen Gentechnik-Verfahren (auch Genome Editing genannt) hingewiesen. Die Fähigkeit, künstliches Leben zu kreieren und bestehendes Erbgut zu ändern, berge die Gefahr von Kreuzkontaminationen und unbeabsichtigen Nebenwirkungen, heißt es in dem Bericht.

Die absichtliche oder versehentliche Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen in die Umwelt könnte negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt haben und zu irreversiblen Schäden führen. Deshalb verweist der Bericht auf das Vorsorgeprinzip und verlangt dessen Anwendung bei der Entwicklung und im Umgang mit Produkten der Neuen Gentechnik. Explizit erwähnt der Text eine strenge Risikoabschätzung und die Einbeziehung der verschiedenen Betroffenen.

Dabei bezieht sich der Bericht allerdings nicht auf Nahrungspflanzen, die mittels Gen-Scheren wie CRISPR/Cas verändert wurden. Als Beispiel dienen ihm gentechnisch veränderte Mücken, die das Forschungsprojekt Target Malaria im westafrikanischen Burkina Faso freisetzen will. Sie sollen durch einen eingebauten Gene Drive ihre Eigenschaften dominant vererben und so die vorhandene, Malaria übertragende Mückenpopulation ausrotten. In diesem Zusammenhang verweist UNEP darauf, dass Produkte der Neuen Gentechnik lebende gentechnische Organismen im Sinne der UN-Biodiversitätskonvention (CBD) und des rechtlich bindenden Protokolls von Cartagena seien. Das Fazit des Berichts: Den „Code des Lebens zu hacken“ habe derart große Auswirkungen, dass die Regierungen dringendst zusammenarbeiten müssten, um eine sichere Forschung und Entwicklung in diesem Bereich zu gewährleisten. Dazu brauche es rechtliche Rahmenbedingungen, aber auch ethische Richtlinien für die Forschung.

Einen eigenen Kasten widmet der Report den Risiken, die von Garagenlaboren, Biohackern und Do-it-yourself-Gentechbaukästen ausgehen. 2017 habe es weltweit bereits 168 Biohacker-Gruppen gegeben, heißt es in dem Report. Diesen Bereich zu regulieren, sei eine Herausforderung für die Behörden. Die Sorge wachse, dass diese Technologie von Terroristen missbraucht werden könnte, um Ernten zu zerstören und biologische Waffen zu entwickeln.

Die Neue Gentechnik – im Bericht als synthetische Biologie bezeichnet – ist für UNEP eine von fünf unterschätzten Umweltgefahren, die in dem Bericht behandelt werden. Die anderen vier sind die Zerschneidung von Lebensräumen, das Auftauen des Permafrostbodens, der weltweite Stickstoffüberschuss sowie Klimaschutzmaßnahmen, die nach hinten losgehen.

 

UNEP Frontiers 2018/19: Emerging Issues of Environmental Concern (04.03.2019)

UNEP Frontiers 2018/19: Synthetic Biology: Re-engineering the Environment (04.03.2019)

Spiegel online: Uno warnt vor fünf unterschätzten Umweltgefahren (05.03.2019)