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EFSA äußert sich zu Glyphosat
Diese hatte glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel untersucht und im Frühjahr für Aufsehen gesorgt: „wahrscheinlich krebserregend“ für Menschen. Die WHO-Experten hatten Bevölkerungsdaten und Tierstudien ausgewertet – und dabei nur öffentlich zugängliche Dokumente berücksichtigt. Seitdem wurde weltweit über die Schlussfolgerungen gestritten – selbst ein vorläufiges Verbot des meistverwendeten Herbizidwirkstoffs erschien nicht mehr unmöglich.
Doch aus EU-Sicht ist die Debatte nun beendet. Die EFSA bleibt dabei: Glyphosat sei wahrscheinlich nicht kanzerogen. Die Behörde empfiehlt der Politik sogar, die akzeptable Tagesdosis für einen Menschen von 0,3 Milligramm Glyphosat pro Kilogramm Körpergewicht auf 0,5 mg/kg zu erhöhen. Der gleiche Wert soll als Akute Referenzdosis (ARfD) gelten: „Durch die Einführung einer Akuten Referenzdosis verschärfen wir die künftige Bewertung potenzieller Risiken durch Glyphosat“, argumentierte der Leiter der Pestizidabteilung, José Tarazona.
Glyphosat-Hersteller und viele konventionelle Landwirte können also aufatmen – denn bald fällt die Entscheidung, ob das Mittel weiter verwendet werden darf. Der Behördenbericht wird diese maßgeblich beeinflussen. Verbraucher- und Umweltorganisationen sind deshalb stocksauer. In Deutschland werden nach Regierungsangaben circa 6.000 Tonnen des Wirkstoffs jährlich abgesetzt.
Der Vorwurf der NGOs: den Behörden sei der Schutz der Gesundheit offenbar weniger wichtig als der der wirtschaftlichen Interessen von Herstellern wie Monsanto, dem ursprünglichen Patentinhaber. „Der Konzern macht die Hälfte seines Gewinns mit Glyphosat und mit an Glyphosat angepasstem Gentech-Saatgut. Das Unternehmen hat keinen Ersatz dafür und keine Alternativen entwickelt und würde bei einem Verbot schwer ins Schlingern geraten“, gab BUND-Expertin Heike Moldenhauer zu bedenken.
Auch Greenpeace, der NABU, Foodwatch, das Umweltinstitut München und weitere Organisationen kritisierten die europäischen Behörden harsch. Dass die EFSA die Einschätzung des deutschen BfR einfach übernommen hat, leuchtet ihnen nicht ein. Im Oktober hatte das ARD-Magazin FAKT einen vertraulichen Bericht des Berliner Amtes ins Netz gestellt. Daraus geht hervor: auch das BfR sah nach einer erneuten Analyse mehrerer Studien Hinweise auf Krebs bei Ratten, die mit Glyphosat gefüttert worden waren.
„Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat die Öffentlichkeit im Zusammenhang mit dem umstrittenen Pflanzengift Glyphosat jahrelang falsch informiert“, lautete das Urteil der ARD-Journalisten. Die Behörde blieb aber bei der Gesamteinschätzung: für Menschen unbedenklich.
Glyphosat darf noch bis Ende Juni 2016 übergangsweise eingesetzt werden – die ursprüngliche Zulassung galt eigentlich nur bis 2012. Die fällige Entscheidung war mehrmals verschoben worden. Nach dem OK der EFSA sieht es nun ganz danach aus, dass die EU das Herbizid für weitere zehn Jahre zulässt.
Das befürchtet auch der baden-württembergische Landwirtschaftsminister. „Ein Weiter so beim Einsatz von Glyphosat auf unseren Äckern kann es nicht geben“, kommentierte Alexander Bonde (Grüne). Er bedaure die Entscheidung der EU-Behörde, dem Mittel „einen Freifahrschein auszustellen“, teilte der Minister mit.