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Nicht zugelassene Gentechnik-Stärke könnte unerkannt nach Europa gelangen

- Das Unternehmen Corteva hat mit neuen gentechnischen Verfahren einen Mais mit veränderter Stärkezusammensetzung entwickelt. Die daraus hergestellte Stärke könnte auch nach Europa verkauft werden – als gentechnikfreies Produkt.

Denn für seinen „Waxy Maize“ hat Corteva in den USA, Kanada, Brasilien, Argentinien und Chile bereits grünes Licht für den kommerziellen Anbau bekommen. Nach deren Regeln gilt der Mais, bei dem mit Hilfe von CRISPR einige Gene abgeschaltet wurden, nicht als gentechnisch veränderter Organismus. Der Mais kann deshalb ohne Sicherheitsüberprüfung und Kennzeichnung angebaut, verarbeitet und vermarktet werden.

Die Körner des „Waxy Maize“ enthalten als Stärke nur noch Amylopektin und nicht mehr ein Viertel Amylose wie übliche Maissorten. Die daraus hergestellte Maisstärke quillt in Puddingpulver oder Tütensuppen besser auf und bindet Flüssigkeit besser. Ein solcher Wachs- oder Klebmais ohne Amylose ist allerdings keine neue Erfindung der Gentechnologen, es gibt ihn schon lange als gentechnikfreie Pflanze in Südostasien. Dort wird er allerdings nicht als Industrierohstoff verarbeitet, sondern als „sticky corn“ gegessen.

Gentechnik-Mais als Testballon

Das kanadische Biotechnology Action Network (CBAN) schreibt, der Gentechnik-Mais sei für Corteva vor allem ein Testlauf, um Regulierungsfragen zu klären und zu sehen, wie die Öffentlichkeit auf eine CRISPR-Pflanze reagiert. „So können wir sehen, wie Kunden, Regulierungsbehörden und die Öffentlichkeit mit dieser Art von Innovation umgehen“, zitiert CBAN aus einem Werbetext des Unternehmens.

Die Organisation GRAIN weist darauf hin, dass konventioneller Wachsmais in den USA bereit als Industrierohstoff angebaut werde, durch Vertragsanbau streng getrennt von Speisemais. Für Corteva „besteht daher nur ein minimales Risiko, dass die Einführung seines gentechnisch veränderten Wachsmaises eine öffentliche Gegenreaktion hervorruft oder zu Klagen wegen Kontamination führt.“ Eine erfolgreiche Einführung in den USA schaffe die Voraussetzungen für den kommerziellen Anbau und Importe in anderen Ländern, in denen die Vorschriften für genom-editierte Nutzpflanzen noch im Fluss seien.

Nachweisverfahren erforderlich

Gemeint ist damit insbesondere die EU. Die aus dem „Waxy Maize“ hergestellte Stärke muss nicht in den USA nicht gekennzeichnet werden, denn sie gilt dort als gentechnikfrei und könnte als Rohstoff für die Verarbeitung oder als Zutat in Fertiggerichten auch in die EU eingeführt werden. Das wäre illegal, denn der Gentechnik-Mais hat keine EU-Zulassung als Lebensmittel. Hersteller Corteva hat sie bislang nicht einmal beantragt.

Um solche illegalen Importe zu entdecken, braucht es ein Testverfahren. „Die EU-Kommission und die Mitgliedsstaaten müssen dafür sorgen, dass ein Nachweisverfahren zur Verfügung steht und es in ihren Kontrollen anwenden, sobald dieser illegale Mais in die Warenströme gelangt. Dass Nachweise auch für Neue-Gentechnik-Pflanzen machbar sind, zeigt das 2020 vom VLOG zusammen mit anderen Organisationen vorgestellte Nachweisverfahren für Cibus-Raps“, sagt VLOG-Geschäftsführer Alexander Hissting. Der neue Gentechnik-Mais könnte jederzeit auf den Markt kommen. Angekündigt hatte das Unternehmen diesen Schritt bereits für 2020.

Canadian Biotechnology Action Network: Product Profile: GM Waxy Corn, Corteva (März 2021)

GRAIN: GM waxy maize: The gene edited Trojan Horse is moving through the gates (29.03.2021)