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Haltungsform 3 bei Schweinefleisch: Zwei Drittel noch gentechnikfrei
Frischfleisch in Supermärkten und Discountern trägt heute meist die freiwillige fünfstufige Haltungsform-Kennzeichnung der Initiative Tierwohl. Je höher die Stufe, desto besser sind die Haltungsbedingungen für die Tiere. Neben Platz und Stall- oder Weidehaltung spielt auch die Fütterung eine Rolle bei den Kriterien, die für jede Tierart unterschiedlich sind.
Ursprünglich war ab Stufe 3 bei allen Tierarten eine gentechnikfreie Fütterung während der Mast Pflicht. Seit knapp einem Jahr gilt das bei Schweinefleisch nicht mehr, seit Kurzem ist sie bei allen Tierarten erst ab Stufe 4 vorgeschrieben. Bei Stufe 5 (Bio) wird wie bei „Ohne Gentechnik“ auch über die Mastphase hinaus gentechnikfrei gefüttert. In Stufe 1 und 2 ist Gentechnik-Futter erlaubt.
In der Schweinemast der Haltungsform-Stufe 3 ist es seit November 2024 möglich, statt einer gentechnikfreien Fütterung eine sogenannte „regionale Fütterung“ umzusetzen, bei der mindestens 70 Prozent der Futtermittel aus einer vom Tierwohlprogramm zu definierenden Region stammen müssen. Die restlichen 30 Prozent können aber auch Gentechnik-Soja aus Übersee sein.
„Damit qualifiziert sich quasi jedes handelsübliche Schweinmastfutter in Deutschland als angeblich ,regional‘. Die vermeintliche Regionalität in den Mindestanforderungen der Haltungsform 3 ist Augenwischerei“, kommentiert Alexander Hissting, Geschäftsführer des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG). „Umso mehr freuen wir uns, dass 22 der 35 Tierwohl-Siegel-Programme der Haltungsform-Stufe 3 nach wie vor verbindlich gentechnikfrei füttern. Um das für Verbraucher:innen wirklich erkennbar zu machen, wäre eine zusätzliche Auszeichnung mit dem ‚Ohne GenTechnik‘-Siegel sinnvoll“.
5 von diesen 22 Tierwohl-Siegeln fordern gentechnikfreie Fütterung auch über die Mast hinaus und erfüllen damit bereits grundsätzlich die Anforderungen für das Siegel. Eine deutliche Mehrheit der Verbraucher:innen wünscht sich ausdrücklich eine solche Doppel-Auszeichnung, wie eine VLOG-Marktforschungsstudie gezeigt hat. Gentechnikfreiheit und Tierwohl sind der Studie zufolge in etwa gleich wichtig für sie.
„Echte Klarheit zur Gentechnikfreiheit bringt nur das ‚Ohne GenTechnik‘-Siegel. Das gilt besonders, wenn bei der Haltungsform-Kennzeichnung nach und nach die Kriterien verändert und aufgeweicht werden“, so Alexander Hissting. „Wer es mit der Regionalität der Futtermittel ernst meint, kann dies wunderbar mit der Gentechnikfreiheit kombinieren. In der gesamten EU sind keine Gentechnikpflanzen im Anbau. Die Gentechnikfreiheit für eine Pseudo-Regionalität zu opfern grenzt jedoch an Verbrauchertäuschung“.
Der VLOG hat im August und September 2025 alle 35 Tierwohl-Siegel-Programme der Haltungsform-Stufe 3 für Schweinefleisch unter die Lupe genommen. Per Online-Recherche und Befragung der Siegel-Programme wurde überprüft, welche davon nach wie vor eine gentechnikfreie Fütterung vorschreiben. Es wurden dabei zunächst nur die Schweinefleisch-Programme untersucht, weil dort die Kriterien zur Fütterung bereits im November 2024 geändert wurden. Bei den Kriterien für Haltungsform-Stufe 3 für die anderen Tierarten erfolgten die Änderungen erst im Sommer 2025 und dürften daher in der Praxis noch nicht relevant sein.
Anuga 2025 und „Ohne Gentechnik“
„Sustainable Growth“ ist das Leitthema der Anuga vom 4.-8. Oktober 2025 in Köln. „Nachhaltigkeit als Treiber für Innovation“ steht als einer von 7 Food Trends im Fokus der Lebensmittelmesse, denn „immer mehr Menschen achten nicht nur auf den Nährwert ihrer Lebensmittel, sondern auch auf deren ökologische Bilanz“. Dabei helfen Kennzeichnungen wie „Ohne Gentechnik“ und Haltungsform.
Gleich am Messe-Eröffnungstag stehen die aktuellen Herausforderungen für die Lebensmittelwirtschaft durch die anstehende EU-Neuregulierung für neue Gentechnik (NGT) im Mittelpunkt der Podiumsrunde „Neue Gentechnik – Was kommt auf ,Ohne Gentechnik‘ und Bio zu?“ auf der „Organic Stage“ der Anuga.
Die 22 Tierwohl-Siegel mit gentechnikfreier Fütterung in Haltungsform 3 – Schwein
Gentechnikfreie Fütterung über die Mastphase hinaus
Tierwohl-Siegel | Unternehmen |
Schmitz - Verantwortung fürs Tier | GS Schmitz GmbH & Co. KG |
So schmeckt Hessen - Hessenschwein Saugut | Karl Eidmann GmbH & Co. KG |
Premium-Fleisch-Qualität vom Stroh-Schwein | Netto Marken-Discount Stiftung & Co. KG |
Landbauern Strohschwein - Aus Bayern mit mehr Tierwohl | REWE Markt GmbH |
Strohschwein | Südbayerische Fleischwaren GmbH |
Gentechnikfreie Fütterung während der Mast
Tierwohl-Siegel | Unternehmen |
Landglück. Gemeinsam für Tier&Umwelt | Dietzels Fleisch- & Wurstwaren GmbH |
Strohgut – Thüringer Strohschwein | Fleisch- und Wurstwaren Schmalkalden GmbH Thüringen |
100 % Strohschwein | Fleischerei Lars Bode |
Goldschmaus „REGIONAL & FAIR“ | Goldschmaus Gruppe |
Unser WERTE Versprechen | Hans Kupfer & Sohn GmbH & Co. KG |
K-Respekt fürs Tier | Kaufland Dienstleistung GmbH & Co. KG |
Faire Haltung - Zum Wohl der Tiere (Siegelversion II) | Lidl Dienstleistung GmbH & Co. KG |
Faire Haltung - Zum Wohl der Tiere (Siegelversion I) | Lidl Dienstleistung GmbH & Co. KG |
Initiative Strohschwein | Metzgerei Esser Gmbh & Co. KG |
Qualivo Premium-Schweinefleisch | Qualivo Deutschland GmbH |
Für mehr Tierschutz. Einstiegsstufe | Deutscher Tierschutzbund e.V. |
Landbauern Schwein | REWE Markt GmbH |
Fairness zum Tier | Rudolf und Robert Houdek GmbH |
Tenter-Hof | Steinhaus GmbH |
WELLFARMING | Vion N.V. |
frohNatur | Westfälische Fleischwarenfabrik Stockmeyer GmbH |
Iss besser. Gut fürs Tier. Gut für dich | Willms Fleisch GmbH |
Alle Haltungsform-Siegel im Überblick
Haltungsform und „Ohne Gentechnik“: Bitte beide Siegel drauf!
Lebensmittelzeitung: Haltungskennzeichnung: Wie Regionalität zu Gentechnik führen kann
Lebensmittel Praxis: Lebensmittelkennzeichnung: Verbraucher erkennen gentechnikfreies Fleisch nicht
Anuga 2025: Neue Gentechnik – Was kommt auf „Ohne Gentechnik“ und Bio zu? Podium am 4.10.2025