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Netto setzt auf "Ohne Gentechnik" - Schweinefleisch
Deutschlandweit sollen die Verbraucher in den 4.170 Filialen des Unternehmens Hackfleisch, Minutenschnitzel, Nackensteak, Gulasch und Schweineschnitzel mit "Ohne Gentechnik"-Kennzeichnung kaufen können. Ab September will die Handelskette zudem „in vielen Märkten“ auch Schinkenwurst, Pfefferbeißer, Kochwurst und Edelsalami ohne Gentechnik anbieten.
Das Unternehmen wolle seinen Kunden eine Auswahl frischer Lebensmittel frei von Gentechnik anbieten. Deshalb sei die Umstellung der Netto-Eigenmarkenprodukte fest in den Unternehmenszielen verankert, erklärte Stefanie Adler von der Netto Unternehmenskommunikation: „Jedes weitere VLOG-zertifizierte Produkt ist ein Erfolg auf diesem Weg und bietet Kunden noch mehr Wahlfreiheit und Transparenz beim Lebensmittelkauf." Anfang Juli dieses Jahres hatte Lidl damit begonnen, die regionalen Eigenmarke „Ein gutes Stück Bayern“ auf gentechnikfrei zertifiziertes Schweinefleisch umzustellen.
Die Aktivitäten der Handelsketten stoßen bei der Interessensgemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) auf wenig Gegenliebe. „Der Lebensmitteleinzelhandel scheint zunehmend sein eigenes Süppchen zu kochen, indem er auf die vermeintlichen Bürgerwünsche mit blindem Aktionismus reagiert“, schimpft der Verband und warnt die Erzeuger, es sei ein hohes Risiko, „für diese Nischen zu produzieren.“ Dafür müssten ausreichend GVO-freie Futtermittel verfügbar sein. „Derzeit sind nur wenige Mischfutterbetriebe zertifiziert“, schreibt der ISN. Er fragt sich auch, ob die Produzenten die „erheblichen Mehrkosten für Erzeugung, Zertifizierung und Trennung der Warenströme“ erstattet bekämen. „Die meisten Marktbeobachter sehen bei der Mehrheit der Verbraucher keine Bereitschaft, für eine Fütterung ohne Gentechnik mehr Geld auszugeben.“
VLOG-Geschäftsführer Alex Hissting kennt das Argument der angeblich fehlenden Futtermittel. Es sei auch bei der Umstellung von Eiern, Geflügelfleisch und Milchprodukten immer wieder angeführt werden. „Das Thünen Institut hat vor einem Jahr in einer Stellungnahme für das Bundesernährungsministerium belegt, dass Brasilien die wachsende deutsche Nachfrage nach zertifizierten nicht-gentechnisch veränderten Sojabohnen und Sojaschrot erfüllen kann“, argumentiert Hissting. Dass viele Mischfutterhersteller noch nicht VLOG zertifiziert seien, liege daran, dass die Schweinmast noch nicht nach gentechnikfreien Futtermitteln verlange. „Jedes Futtermittelwerk kann sich innerhalb weniger Monate für die gentechnikfreie Produktion fit machen und zertifizieren lassen.“
Klar sei, dass die Mehrkosten einer Fleischerzeugung ohne Gentechnik vom Handel übernommen und von den Verbrauchern bezahlt werden müssten. „Ohne Gentechnik auf freiwilliger Basis kann nur funktionieren, wenn die Erzeuger einen fairen Preis bekommen, der ihre zusätzlichen Aufwendungen deckt und der Qualität der Produkte gerecht wird“, sagt Hissting.
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